Ertappt: Ich hab mich sowas von verzettelt

Es gibt so Phasen, da scheine ich zu meinen, dass Gesetze von Raum und Zeit für mich nicht gelten. Da melde ich mich dann fröhlich für 8 (in Worten acht) parallel laufende vierwöchige online Kurse in der Beta-Fassung an und verpflichte mich, fundiertes Feedback zu geben. Die Kurse drehen sich um superspannende Themen, die mich immer schon interessiert und begeistern haben: Sketchnotes machen (ich zeichne sehr gerne), Sachbuch schreiben (steht auf meiner Bucket-Liste), professionelle Webinare geben (das will ich auch!), zum Ausgleich (wichtig!) lernen, wie man wirklich abschalten und Feierabend machen kann, mit Entspannungstechniken, EFT und Selbstmassage, …

Prima, dann kann ich noch ein paar Trainings einschieben

Mein Glück, dass zwei der Beta-Kurse schon kurz nach dem Start aus gesundheitlichen Gründen der Anbieterinnen wieder beendet werden. Jetzt sind es nur noch sechs. Prima, dann kann ich noch schnell die brandheißen Trainings von Katrin Hill einschieben. Auch der Verband der Gründer und Selbstständigen in Deutschland (VGSD), bei dem ich Mitglied bin, bietet jede Woche tolle Brancheninfos und Experten-Telkos mit wichtigen Themen rund um die Selbständigkeit, da will ich natürlich auf dem Laufenden bleiben. Nicht nur was das Fachliche angeht, ich will mich auch über (Corona-) Unterstützung und die politische Lobbyarbeit informieren.

Ich habe doch schon investiert …

Allerdings hatte ich für die nächsten Wochen bereits einen kleinen Kurs zum Thema Video drehen und Schnitt gebucht, denn da gibt es bestimmt was zu lernen, was Performance und Videos professioneller macht. Beim Suchen, Speichern, Organisieren meines Laptops stolpere ich über weitere Kurse auf meiner Festplatte, schnell mal reingeschaut vielleicht habe ich bisher irgendetwas Entscheidendes übersehen …

Auch die beiden großartigen Jahresprogramme, in die ich mehrere Tausend Euro investierte habe, bieten eine fantastische Auswahl an Masterclasses, Tutorials, Hot-Seat-Coachings, Q&A-calls, Breakout- oder Co-Working-Sessions. Der helle Wahnsinn.

Ich glaube, ich sollte mal zu mir in die Beratung gehen!

Ich stecke sowas von in der Verzettelungs-Falle. Du glaubst es kaum. Und das passiert mir. Schon fast peinlich, wenn mich meine Klientinnen augenzwinkernd dran erinnern, was ich ihnen immer predige: Fokus, Susanne! Fokus statt verzetteln. Vollzeit selbstständig berufstätig und Vollzeit Lernende lässt sich auf Dauer schlecht unter einen Hut bringen.

Zum Glück sind meine Master-Mind-Partnerinnen und Business Buddy Birgit auch in solchen turbulenten Zeiten an meiner Seite. Im Austausch mit ihnen kann ich den Wahnsinn, den ich mir da eingebrockt habe reflektieren und mein Business wieder aktiv steuern. Und ich kann mich fragen, was ich meine Klientin in dieser Situation fragen würde. Das ist ja bekanntlich sehr komfortabel, weil ich in der Beratung mehr Abstand zur Situation habe und mir dadurch leichter einen Überblick verschaffen kann. Das muss doch auch für mich selber funktionieren!

Die Lösung: just in time statt just in case

Ich könnte das mal brauchen, das wollte ich doch immer schon mal haben, das ist doch jetzt so günstig … Boooahh, das hat ja schon bei Klamotten, Schuhen oder alltagsuntauglichem Schnickschnack, die im Schrank auf die passende Gelegenheit warten, nicht funktioniert. Und dass oft mehr im Einkaufswagen landet als gedacht, wenn man hungrig und ohne Plan einkaufen geht, hat sich auch schon rumgesprochen.

Wenn ich „just in case“, also für alle Fälle und in Erwartung einer passenden Gelegenheit Kurse besuche, bindet es in diesem Fall Zeit und gedankliche Ressourcen, die ich bei genauer Betrachtung gar nicht übrig habe. Darum der Verzettelungs-Stress. Um das zu entspannen, sollte ich mir erst dann die Informationen holen, wenn der geeignete Zeitpunkt erreicht ist – also „just in time“. Ich kann auch einfach mal darauf vertrauen, dass mir diese Informationen dann zur Verfügungen stehen werden, wenn ich sie brauche.

Um meinen Fokus wiederzufinden stelle ich mir diese Fragen:

  • Was will ich in den nächsten Wochen und Monaten erreichen?
  • Wie kann mich zusätzlicher Input (durch Kurse oder was auch immer) dabei unterstützen?
  • Brauche ich das, sind diese Informationen jetzt wirklich, wirklich nötig?

Und sofort komme ich aus der reagierenden Position in eine steuernde Rolle. YEAH. Der Puls beruhigt sich und ein entspanntes Gefühl stellt sich ein. Wenn ich erst überlege, was ich brauche und mich dann umsehe, wo ich es bekommen kann.

Das macht so viel mehr Sinn. Die Gefahr zu viel zu konsumieren und sich zu verzetteln nimmt rapide ab. Ich komme ins Produzieren statt nur zu konsumieren. Ganz ehrlich, das gelingt mir nicht immer, aber immer öfter. Wie sieht das bei dir aus?

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Kommentare

2 Antworten

  1. Ach ja, ich erkenne mich wieder. Dabei geht es wirklich viel besser, wenn man das Steuer in der Hand behält und von vorne weg arbeitet. ✨ Das ist sogar essentiell, sonst ist da gar keine kreative Energie. Und es Unfälle und man macht alles zwei mal, wie ich gestern im Labor (falsche Papierangabe), oder Schlimmeres (Festplattencrash). Und das alles kostet extra. Kenne ich alles, passiert mir trotzdem immer wieder. Ich hoffe, dass mein Business Buddy mich da auf der Spur hält.

    1. Hallo Dagmar,
      ja, das eigene Business zu steuern, auch wenn es manchmal im Zick-Zack-Kurs geht, fühlt sich auf jeden Fall besser an. Gutes Gelingen und viel Erfolg mit deiner Business-Buddy. So eine Unterstützung ist Gold Wert.

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