Die Kundin betritt den Laden und kramt zur Begrüßung in ihrer Handtasche, bis sie einen sorgfältig gefalteten Zeitungsartikel hervorholt mit den Worten: „Ich habe da mal gelesen, dass sie Bademoden anfertigen und wollte mich heute mal umschauen …“. Ich hatte ja vor vielen Jahren ein Atelier für maßgeschneiderte Bademode mit angeschlossenem Ladengeschäft in Berlin. Lange ist das her, aber ich erinnere mich immer wieder an ganz typische Situationen aus der Zeit, als Newsletter noch mit der Post versucht wurden.
Oft war der mitgebrachte Zeitungsartikel schon einige Monate wenn nicht sogar Jahre alt, wurde aber über diese Zeit von seiner Leserin aufgehoben bis zu dem Tag, an dem sie beschlossen hatte, endlich mal bei mir im Geschäft vorbeizuschauen. Das scheint heute etwas aus der Zeit zu fallen.
Postkarten und Briefe – die Newsletter des 20. Jahrhunderts
In den neunzehnhundertneunziger Jahren liefen Sichtbarkeit und Marketing eben eher über eine ansprechende Schaufenstergestaltung, Empfehlungen und echte Postkarten, die ich im Frühjahr zum Start der Saison, zum Sommerschlussverkauf und zu Weihnachten an meine Kundinnen verschickt habe.
Dann natürlich auch Werbeanzeigen in Stadtmagazinen (Tip und Zitty, wer erinnert sich?) Events wie Modenschauen, zu denen wir bis ins rote Rathaus und ins Grand Hotel Berlin eingeladen wurden, und natürlich durch solide Medien- und Pressearbeit. 1996 habe ich hochschwanger anlässlich des 50. Geburtstag des Bikini dem regionalen Fernsehsender ein Interview im Laden gegeben. (Wenn ich die Fotos finde, füge ich sie noch hier ein).
Auch heute sammeln Menschen analoge Informationen wie Flyer, Broschüren oder Zeitungsartikel, um dann zu einem passenden Zeitpunkt darauf zurückzukommen. Nur leider wissen wir das als Anbieterin nicht und können in dieser Zeit auch überhaupt keinen Einfluss darauf nehmen.
Online suchen Menschen Informationen ganz gezielt wenn sie sie brauchen. Interessante, aber zurzeit nicht benötigte Informationen werden in irgendeiner Art „gemerkt“, „gebookmarked“ oder anders gespeichert. Und hier kommt die Chance deines Newsletters.
Gute Gründe für einen eigenen Newsletter
Vielleicht geht es dir ebenso wie mir und du hast in den Leserzeichen deines Computers viele Links von interessanten Seiten abgelegt. Ich hatte da jedenfalls eine beachtliche Sammlung, die ich sogar in ausgeklügelten Kategorien gespeichert habe. Letztens habe ich da mal reingeschaut und festgestellt, dass ich bei einem Großteil schon vergessen hatte, warum und was ich damit wollte. Es war mir zu mühselig, die Links durchzugehen und so habe ich kurzerhand das Meiste gelöscht.
Ich beobachte an mir, dass ich von Unternehmen und Menschen, die mich interessieren, lieber den Newsletter abonniere. Dann muss ich nicht großartig aktiv werden, sondern überlasse es der Person, mich regelmäßig daran zu erinnern, was für mich spannend oder interessant war. Ist das ein neuer Trend? Inzwischen höre ich ja genauer hin, wenn von diesem Phänomen berichtet wird und stelle fest, ich bin kein Einzelfall.
Für mich bedeutet das, dass der Newsletter im Rahmen der Kommunikation mit deinen (potentiellen) Kundinnen immer wichtiger wird. Wie schön, denn ich gehe davon aus, dass du eine Menge zu geben und zu sagen hast.
Auch im Rahmen der von mir so geschätzten kleinen Kampagnen spielen Emails oft eine große Rolle. Eine Studie ergab, dass sich über 70% der Internet-User die Kommunikation mit einem Unternehmen per Email wünschen. Genau das ist ja dein Newsletter – regelmäßige Emails, die du Leuten mit deren Einwilligung schreiben darfst, weil sie sich in der einen oder anderen Weise für dein Thema oder deine Angebote interessieren.
Inventur im eigenen Postfach
Ich gehe dem Thema Newsletter zurzeit genauer auf den Grund und habe in meinem eigenen Postfach Inventur gemacht. Noch bin ich nicht ganz durch, aber es ist spannend zu sehen, was ich alles abonniert habe, was ich lese oder nicht, von welchen Listen ich mich leichten Herzens abmelde und was ich unbedingt noch lesen möchte …
Meine Motive sind ganz vielfältig: Ich habe Newsletter von meinen Klientinnen abonniert, um während unserer Zusammenarbeit auf dem Laufenden zu bleiben. Andere, um mich über Trends und Branchen-News zu informieren, den Markt zu beobachten und mich inspirieren zu lassen. Dann gibt es zahlreiche Newsletter, die eher privaten Zwecken dienen, mich mit Neuigkeiten aus den Bereichen Kunst, Kultur und Mode oder Finanz-Tipps versorgen.
Newsletter werden also gelesen! Nicht nur von mir. Und wem das zu viel wird, der/die kann sie ja mit einem Klick wieder abbestellen. Darum wundert es mich immer wider, wenn Frauen klagen, dass sie viel zu viele Newsletter bekommen und darum selber keine schreiben wollen. Als Empfängerin habe ich doch die Kontrolle und kann mich ganz bewusst entscheiden, mich ab- und auch wieder anzumelden.
Also, schau doch mal dein Postfach durch und mal eine Newsletter-Inventur. Ich habe eine Liste angelegt und dort eingetragen, welche Newsletter ich zu privaten und beruflichen Zwecken abonniert habe. Dann frage ich mich, was meine Motive für die Anmeldung waren und welchen Wert mit der Newsletter bietet. Ich untersuche, was mir gut gefällt und was nicht. Dabei schaue ich auf Themen und Inhalte, den Schreib-Stil, die Länge des Textes und seine Gestaltung – zu viel Text und zu wenig Luft zwischen den Absätzen finde ich mittlerweile echt anstrengend zu lesen. Und ich schaue auf die Frequenz und vielleicht noch den Wochentag.
Hier nochmal übersichtlich als Checkliste:
- Privat oder beruflich
- Zweck / Gewinn für mich
- Themen und Inhalte
- Schreib-Stil
- Textlänge
- Gestaltung
- Frequenz
So eine Inventur bringt dir viele Erkenntnisse und Ideen für deinen eigenen Newsletter.
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