Obwohl jeder Selbstständigen klar ist, dass Unsichtbarkeit nicht der geeignetste Weg ist, die Aufmerksamkeit von potentiellen  Kund:innen zu gewinnen, fällt es vielen von uns doch unsagbar schwer, sich mit dem eigenen Thema/Angebot zu präsentieren.

In der Zusammenarbeit mit selbstständigen Frauen stoße ich seit Jahren immer wieder auf ganz ähnliche Herausforderungen und Hürden, die Frauen davon abhalten, mit ihrem Angebot sichtbar zu werden. Aber wenn sie nicht sichtbar werden, wissen interessierte Menschen nicht, dass es ihr Angebot gibt.

In diesem Blogartikel findest du folgende Themen:

Die 7 Sichtbarkeits-Hürden

Unsicherheit und Selbstzweifel

Viele Frauen neigen dazu, ihre Angebote oder Inhalte erst dann richtig sichtbar zu machen, wenn sie glauben, dass alles fertig und perfekt ist. Andere überkommen immer wieder Zweifel an den eigenen Fähigkeiten. Sie stellen sich die Frage, ob sie wirklich gut genug sind, um sich zu zeigen und an die Öffentlichkeit zu gehen. Oder sie haben Sorge vor negativen Reaktionen oder Ablehnung in der Öffentlichkeit, z. B. in sozialen Medien, wenn sie sich mit ihrem Angebot präsentieren.

Die Positionierung ist unklar

Du kannst dich nicht nicht positionieren, aber du kannst dir selbst unklar darüber sein, wie du nach außen wirken willst. Wenn dir nicht klar ist, mit welchen Menschen du arbeiten möchtest und wie du diesen Personen mit deinen Angeboten helfen kannst, wird sich das auch in unklaren Botschaften oder zurückhaltenden Aussagen zeigen und nicht genügend Aufmerksamkeit und Interesse an deinen Leistungen erzeugen.

Mangelnde Ressourcen

Viele soloselbstständige Frauen jonglieren Arbeit mit oder für Kund:innen, Administratives und ihre privaten Verpflichtungen, was wenig Spielraum für strategisches Marketing lässt. Oft sind die Ressourcen (Zeit, Geld und Energie), die für Sichtbarkeit und Marketing-Aktivitäten notwendig sind, begrenzt und es fehlen sinnvolle und effiziente Prozess, Systeme und Routinen.

Marketing-Wissen fehlt

Als Gründerin oder Selbständige brauchst du ein fundiertes Grundverständnis von Marketing. Leider geht da oft Vieles durcheinander oder wird gründlich missverstanden. Das führt dann schnell dazu, dass sich viele selbstständige Frauen überfordert fühlen, keine guten Entscheidungen treffen oder wichtige nicht von unwichtigen Trends unterscheiden können. Falsche Annahmen und Erwartungen in Folge mangelnden Know-hows erschweren oder verhindern eine zielführende Sichtbarkeit und echte emotionale Ansprache von potentiellen Kund:innen.

Sichtbarkeit hat keine Priorität

Manche Frauen erkennen die Bedeutung von Sichtbarkeit für ihr Business nicht rechtzeitig. Sie fokussieren sich auf die Kundengewinnung statt auf den Aufbau nachhaltiger Beziehungen und einer langfristigen Markenbekanntheit. Sichtbarkeit meint ja nicht ausschließlich Sichtbarkeit für Kund:innen sondern auch für Kooperationspartner:innen, Multiplikator:innen, Menschen im Netzwerk, die jemanden kennen für die/den das Thema oder Angebot interessant sein könnte.

Überforderung durch Vielfalt und Technik

Zur Sichtbarkeit gehört auch, sich immer wieder in neue Technik einzufummeln, was zu Unsicherheit im Umgang mit neuen Plattformen, der eigenen Webseite, Software oder Tools führen kann, die für die digitale Präsenz wichtig sind. Dazu kommen Herausforderungen, auf dem neuesten Stand bei sozialen Medien und deren Regeln zu bleiben, um mit dem Algorithmus Schritt zu halten. Das Gefühl, „überall präsent sein zu müssen“, kann erdrückend wirken und dazu führen, sich komplett zurückzuziehen, statt Alternativen zu suchen.

Individuelle, soziale und kulturelle Prägung

„Ich will mich nicht aufdrängen. Ich will nicht nerven.“ Diese Sätze höre ich oft, wenn es um das Thema Sichtbarkeit geht. Viele Frauen empfinden es als unangenehm, sich mit ihrem Thema oder Angebot (zeitweise) in den Mittelpunkt zu stellen oder sich aktiv und auf Augenhöhe zu promoten. Sie zeigen ihre Ambitionen weniger offen. Grund sind oft hinderliche Glaubenssätze und das Fehlen von Vorbildern oder unterstützenden Netzwerken.

Sichtbarkeit leichter gemacht – so lassen sich die Hürden nehmen

Unsicherheiten und Selbstzweifel überwinden

Unsicherheit und Selbstzweifel in Bezug auf die eigene Sichtbarkeit gehen nicht einfach von alleine weg sondern durch aktives Tun. Und das gelingt am besten in kleinen Schritten, die dich immer mutiger werden lassen. Hier ein paar Tipps, die sich bewährt haben:

  • Nimm dir die Zeit, Positives bewusst zu dokumentieren: Notiere die Erfolge des Tages in einem Erfolgstagebuch. Da kommt alles rein, was gut gelaufen ist, worauf du stolz bist, das positive Feedback deiner Kund:innen aber auch alles, was Kolleg:innen, Netzwerkpartner:innen oder gute Bekannte über dich sagen.
  • Bau dir nach und nach ein unterstützendes Netzwerk auf, das dir Rückhalt gibt. Viele Solo-Selbstständige fühlen sich relativ isoliert, weil oft ein Kreis an Kolleg:innen fehlt. Werde aktiv und vernetze dich auf Veranstaltungen in deiner Region oder online und schau, wer dir sympathisch ist und pflege die Kontakte. Schon eine echte Business-Buddy oder ein kleines Erfolgs-Team, dass sich regelmäßig zum Austausch trifft, macht einen großen Unterschied und schenkt mehr Selbstvertrauen.
  • Du kannst deine Sichtbarkeit in kleinen Schritte aufbauen, dich immer weiter vorwagen und so immer selbstbewusster werden. Zuerst bewegst du dich in deinen gewohnten Kreisen, da können Freunde und Bekannte helfen, dann kommen deren Bekannte oder Kontakte deiner Kund:innen dazu und schließlich wirst du für ganz fremde Menschen sichtbar.
  • Better done than perfect – den Satz kennst du vermutlich. Trau dich, auch umperfekt sichtbar zu werden. Es ist viel interessanter für dein Publikum, dich von der ersten Idee bis zum Prototypen deines Angebots zu begleiten. Dieses Vorgehen bietet auch viel mehr Stoff für vielfältige Geschichten.

Formuliere deine Positionierung

Deine Positionierung wirkt in zwei Richtungen: Nach außen, damit potentielle Kundinnen verstehen, mit wem sie es zu tun haben und was du für sie tun kannst. Sie wirkt aber auch nach innen: Erst wenn du für dich geklärt hast, wie du leben und arbeiten möchtest hast du einen Kompass, der dir hilft, Entscheidungen zu treffen und dein Business so zu steuern, dass es zu deinen Stärken, Werten und Lebenszielen passt. Gestalte deine Positionierung bewusst und überprüfe sie regelmäßig, dann ist sie der lebendige Dreh- und Angelpunkt deiner Selbstständigkeit. Diese Bereiche gehören zur Positionierung:

  • Die Unternehmerinnen Persönlichkeit mit ihren Stärken, Werten und Lebenszielen. Dein Business soll ja das Leben ermöglichen, dass du leben willst.
  • Die idealen Kund:innen – das sind die Menschen, mit denen du gerne zusammenarbeiten, deren Leben du positiv beeinflussen möchtest.
  • Das passende Angebot ergibt sich aus deinen Stärken, Fähigkeiten und den Wünschen deiner idealen Kund:innen.

Eine klare Positionierung fühlt sich stimmig an, kommuniziert, was dein Angebot einzigartig macht und macht die richtigen Menschen auf dich aufmerksam. Mehr zum Thema Positionierung findest du in diesem Artikel.

Mit Ressourcen haushalten durch bewusste Entscheidungen

Fokus statt verzetteln! Einfach planlos sichtbar werden macht wenig Sinn. Ein achtsamer Umgang mit deinen Ressourcen bedeutet auch, dass du dir überlegen darfst wozu es dient, dass du in deine Sichtbarkeit investierst. Kann sein, dass du dich mit anderen Selbstständigen vernetzen, deinen Vorstellungssatz üben, mehr Sicherheit bekommen möchtest oder testen willst ob dich anderen Personen verstehen. Oder du hast bestimmte Themen oder Angebote, die du in deinen (digitalen) Schaufenster präsentierst und sichtbar machen möchtest, stellst dich einem neuen Publikum vor, um Interessierte zum nächsten Schritt auf der Kund:innen-Reise einzuladen. Werde dir deiner jeweiligen Intention bewusst.

  • Plane Zeit für Marketing und damit auch deine zielführende Sichtbarkeit fest in deinen Kalender ein.
  • Setze dir kleine Ziele und überlege, mit welcher konkreten Absicht du sichtbar werden willst.
  • Erledige ähnliche Aufgaben im Stapel und in definierten Zeitfenstern.
  • Passe deine Ziele und deine Schritte deinen Ressourcen und mach sie kleiner, wenn es nötig ist.

In diesem Artikel habe ich beschrieben, wie du vorgehen kannst, um deinen Fokusplan zu machen.

Marketing-Wissen hilft bei der Sichtbarkeit

„Ich weiß, ich muss Marketing machen, aber ich will nicht zu Facebook und Instagram“ Viele Selbstständige glauben, Sichtbarkeit sei ausschließlich mit social media zu erreichen. Sie haben oft falsche Annahmen und verstehen nicht, wie die Bereiche im Marketing zusammenhängen, was dazu führt, dass sie nicht strategisch denken, sondern auf kurzlebige Trends setzen und sich mit Ad-hoc-Aktionen verzetteln.

Hier findest du einige meiner Blogartikel zu wichtigen Marketing-Themen:

Sichtbarkeit ist key

Routinen etablieren: Marketing zu einem festen Bestandteil der wöchentlichen Arbeitsroutine machen, um es nachhaltig umzusetzen.

Langfristiges Denken fördern: Die Sichtbarkeit als Investition in die Zukunft des eigenen Geschäfts betrachten und dies entsprechend priorisieren.

Erfolge messbar machen: Klare Ziele für Reichweite oder Kundenanfragen setzen, um die Wirkung von Marketingmaßnahmen zu verfolgen.

Vielfalt und Technik meistern (oder reduzieren)

Sobald du klare Ziele für deine Sichtbarkeit definiert hast – und das geht aus meiner Sicht am besten, wenn du weißt, was du wann anbieten möchtest – hast du bereit einen klareren Fokus, an dem du deine Entscheidungen ausrichten kannst. Es fällt dir dann leichter, dich für einige wenige Idee, Inhalte, Formate und Kanäle zu entscheiden und du kannst dich auf die konzentrieren, die am besten für dich funktionieren. Ziel von Sichtbarkeit ist ja, dass Menschen, für die dein Angebot hilfreich sein könnte, dich kennenlernen und verstehen, was du für sie tun kannst.

Technische Herausforderungen sollte deiner Sichtbarkeit nicht im Wege stehen. Es gibt soviel Möglichkeiten ohne einen aufwändigen Einsatz von Technik sichtbar zu werden. Einige habe ich in diesem Blogartikel „Schluss mit online Anzeigen“ beschrieben.

  • Entscheide dich bewusst für Technik, die dich entlastet und lerne dann nach und nach, damit umzugehen. Technik um der Technik willen einzusetzen bringt dich nicht wirklich weiter.
    • Sinnvoll ist, dass du deine Webseite selbst pflegen und aktualisieren kannst.
    • Ein Newsletter-Tool [ESP für E-Mail-Service-Provider] hilft dir, E-Mails zu schreiben, die DSGVO konform sind und sich wunderbar personalisieren lassen.
    • Terminabsprachen können mit einem Kalender-Tool leichter werden, wenn das für dich ein Thema ist.
    • Automatisierungen, Bildbearbeitung, Video, Audio, Zahlungs- und Verkaufsprozesse haben Zeit, bis du sie wirklich brauchst. Für viele Prozesse gibt es kreative Lösungen oder „Work-Arounds“ ohne oder mit sehr geringem Technikeinsatz.
  • Fokus statt Überforderung: Verabschiede dich gut gelaunt von der Idee, überall präsent sein zu wollen. Wähle eine oder zwei digitale Plattformen aus, die zur dir und den Menschen passen, die du erreichen willst.
  • Austausch mit Gleichgesinnten: Finde Netzwerke, Gruppen oder eine Person, die schon weiter ist als du, die bei technischen Fragen Unterstützung bieten. In Berlin ist das bspw. BER-it (Beratung für Frauen -Beruf, Bildung, Digital), oder das Frauen Computer Zentrum.

Haltung und Mindset

Kürzlich hörte ich im Rahmen des Adventskalenders der LinkedIn Expertin Gesa Oldekamp ein wunderbares Interview mit der Coach Korina Dielschneider, in der es um die Haltung und das Mindest zum Thema Sichtbarkeit ging. Korina hatte dazu einige Studien vorgestellt, von denen ich dir hier eine verlinke: In der Liking-Gap-Studie geht es darum, dass Menschen oft unterschätzen, wie positiv sie eigentlich wahrgenommen werden, sehr spannend.

  • Sieh es doch mal so: Da draußen gibt es Menschen, denen du mit deinem Angebot, deiner Expertise Gutes tun kannst. Diese Menschen wollen wissen, dass es dich gibt. Darum darfst du mit deinem Unternehmen sichtbar werden, um diesen Menschen eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen.
  • Nimm dich und dein Unternehmen ernst und zeige dich. Das ist keine Selbstdarstellung sonder Professionalität.
  • Finde Vorbilder, die auf angenehme Art erfolgreich sichtbar sind und lasse dich von ihnen motivieren.
  • Du muss nicht alles alleine hinkriegen – lass dich unterstützen.

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